Rezension

„Bei freiem Himmel“ – zur Ausstellung im Gutshaus Vichel im Sommer 2018

Es ist schon ein besonderer Ort, dieses „inklusive Kultur-Café“ im alten Gutshaus Vichel (www.schloss-vichel.de), das immer am ersten Sonntag im Monat jeweils von 14:00 bis 18:00 Uhr bei Kaffee & Kuchen und Kunst & Kultur in einem facettenreichen Angebot für „Jedermensch“ Begegnung, Austausch, sinnliche Wahrnehmung und Entspannung bietet. Das Kultur-Café wird auf Spendenbasis von der Lebenswerkgemeinschaft gGmbH und von der Gesellschaft zur Förderung musischer Bildung und Lebensgestaltung e.V. (GzF e.V.) im 2005 erworbenen Gutshaus „Schloss Vichel“ betrieben. „Musische Bildung“ und „Lebensgestaltung“ sind also Programm und mit der Sommerausstellung 2018 von Gabriela Thur feierte die Gesellschaft still und leise ihr 10-jähriges Programmjubiläum in ihrem mittlerweile von vielen BürgerInnen geschätzten Kultur-Treffpunkt in Vichel.

In über 40 geschaffenen, überwiegend in Acrylfarbe entstandenen Farbkompositionen, brachte Gabriela Thur den „freien Himmel“ in die denkmalgeschützten Räume des alten Gutshauses in Vichel und zeigt damit, dass man das Licht „einfangen“ und sich es auch in der dunklen Jahreszeit mit den kurzen Tagen in den Salon, in die Stube und in sein persönliches Refugium holen kann – Licht „tanken“ ist das Vitamin D für die Seele und wirkt als bildhafter Abdruck in der Wahrnehmung des Betrachters auch in der Erinnerung weiter – die Dunkelheit darf als Übergangszustand empfunden werden.

Mit dem „Lichtwesen“, eines der wenigen Ölgemälde aus dem Jahre 1999 hing das früheste Werk im 2. Café-Zimmer des Gutshauses – eine sphärisch anmutende filigrane Struktur in Gelb vor tiefblauem Hintergrund … ein Hauch von Kosmos auf kleinem Format von 24 x 32 cm.

Mit „Das Licht in Schattenfuge“ (Acrylfarbe) aus dem Jahre 2018 wird das Sonnengelb des Tages horizontal von Fruchtbarkeit signalisierendem tiefem Grün des Irdischen unten und über lichtes Rosa ins übergehende Brombeerdunkel der himmlischen Sphäre oben eingerahmt. Die Schattenfuge entsteht durch eine geometrische ebenfalls horizontale Dreiteilung des Bildes. Zwischen diesen beiden Bildern liegen fast 20 „Licht-Jahre“ künstlerischen Schaffens.

Den Abstraktionen durch Formen und Farben wurde aber auch „Fast-Gegenständliches“ zur Seite gestellt, wie zum Beispiel den „Engel, sich wieder aufrichtend“ aus dem Jahre 2011. Die blaue Figur scheint in gelb-orangem Licht zu „baden“ und demonstriert optimistisch eine Art individueller Auferstehung des möglicherweise vordem gefallenen Engels … Licht und Hoffnung liegen dicht beieinander. Erleuchtet fällt das Aufstehen leichter!

Mit ihren Werken hat Gabriela Thur den außergewöhnlichen Sommer 2018 mit seinen warmen Lichtfluten in die erfrischend kühlen Räume des Gutshauses Vichel getragen und einen Hoch- und Spätsommer lang die Besucherinnen und Besucher des Hauses erfreut. Der Künstlerin und den lichtorganisierenden Schlossgeistern in Vichel sei im Nachhinein aus der lichtarmen Zeit des begonnenen Dezembers zu danken!

Für den Beirat der GzF e.V. am 1. Dezember 2018

Rainer Jessen

Kulturring in Berlin e.V. Bildungswerk Berlin, 2010

Im Berliner Kulturkalender haben sich seit einigen Jahren die „Langen Nächte“ des Kulturring in Berlin e. V. und des Kulturamts in Lichtenberg etabliert.

Erstmalig ist es in diesem Jahr gelungen, unter aktiver Einbindung von sieben Lichtenberger Kirchen eine „ökumenische Kunsttour“ vorzubereiten und mit gutem Erfolg durchzuführen.

Unter dem Moses Spruch „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem was aus dem Munde des Herrn geht.“ (5. Mose 8,3) stellen die sieben teilnehmenden Kirchen,

die Kirche zu Wartenberg, die Alte Pfarrkirche am Loeperplatz, die St. Mauritiuskirche am S- und U – Bahnhof Frankfurter Allee, die Koptisch Orthodoxe Kirche am Roedeliusplatz, die Kapelle im Königin Elisabeth Krankenhaus Herzberge, die Dorfkirche Friedrichsfelde und die Russisch Orthodoxe Kirche in Karlshorst

nicht nur ihre eigene Kirchenarchitektur und die über Jahrhunderte gestalteten Kunstwerke vor, sondern sie präsentieren in ihren altehrwürdigen, sakralen Kirchenbauten auch neuzeitliche Gegenwartskunst.

Unter dem Titel „ANKOMMEN“ stellt die Malerin GABRIELA THUR in der Dorfkirche Friedrichsfelde eine Auswahl ihrer emotionalen Bilder aus. „Ihre Bilder“, schreibt May Winter im REIKI MAGAZIN 2/08, „sind für GABRIELA THUR etwas Unerklärliches. Sie kommen zu ihr, aus ihr heraus, doch nicht aus dem Kopf. Eine Wahrnehmung bringt etwas in ihr zum Schwingen, verwandelt sich und will als Bild nach Draußen“.

In den Bildern von GABRIELA THUR steht das Fließen von/der Farben gegenüber klaren Strukturen. Dabei bilden die Grundfarben Rot, Blau und Gelb oft eine immer wiederkehrende Rolle als eine Art „gesetzten“ Ausgangspunkt oder Beginn. Oder sie beschränkt sich bei der Darstellung eines Themas auf ein Minimum einer Farbauswahl, ähnlich wie bei Schwarz/Weiß, um Raum zu geben. Klare Formen, teils symbolhaften Charakters, konzentrieren ein Thema, das dem Betrachter sich auf verschiedene Art und Weise zeigt, intellektuell, emphatisch, emotional. Ihre Bilder einzuordnen, ist nicht ganz einfach. Sie berühren, geben Anlass zum Hinschauen, Nachdenken, zum still werden. Es gibt Menschen, die sehen spontan etwas „Anthroposophisches“ oder „Spirituelles“ darin. Ich meine, sie werden beidem gerecht…und darüber hinaus….und letztendlich bleibt es im Auge des Betrachters.

Wenn man die Bilder in der ruhigen, beschaulichen Kirchenatmosphäre auf sich wirken lässt, hat man den Eindruck, dass Frau THUR diese 15 Gemälde ausschließlich für diese Kirche gemalt hat. Sie passen einfach und sie bereichern ungemein diese schöne, schlichte Dorfkirche. Insbesondere das Bild, welches man als „Die Taube des Heiligen Geistes“ titulieren könnte, welches sie auch ausgerechnet im Altarraum aufgehangen hat, passt vortrefflich dorthin und in die bevorstehende Pfingstzeit.

Je länger man die Bilder in der Ruhe der Kirche auf sich wirken lässt, sie verinnerlicht, umso bewegter wird man.

Pfarrer Martin Kind, der die Vernissage mit netten, freundlichen Worten eröffnete, würdigte ausdrücklich die Arbeiten von Frau Thur und schätzte sich glücklich, dass die Dorfkirche das große Glück hat, die 3. Lange Nacht der Bilder in Lichtenberg mit dieser schönen Ausstellung starten zu können.

Kulturring in Berlin e. V.

Doz. Dr. habil. Werner Baumgart